„Was hat denn ein Pädagogikstudium mit der Bundeswehr zu tun?“

Wenn ich erzähle, dass ich bei der Bundeswehr Pädagogik studiert habe, wird mir diese Frage ziemlich oft gestellt. Vermutlich bringen viele Menschen ein Pädagogikstudium nicht unbedingt in Zusammenhang mit der Bundeswehr und stellen eher eine Verbindung zu Kindern und deren Erziehung her. Wenn ich ehrlich bin, dann ist es ja auch auf den ersten Blick nicht gleich ersichtlich, weshalb ein Offizier bei der Bundeswehr unbedingt Pädagogik studiert und nicht beispielsweise ein politisches oder technisches Studium absolviert.

Um es einmal sachlich darzustellen, ist es so, dass die Bundeswehr verschiedenste Studiengänge in Verbindung mit der Laufbahn für Truppenoffiziere anbietet. Dazu stehen zwei Bundeswehrhochschulen, eine in Hamburg und eine in München sowie eine Fachhochschule in München zur Verfügung. Häufig steht das Studium in Verbindung mit der nach dem Studium geplanten Verwendung. Dementsprechend sind oftmals bestimmte Studiengänge bestimmten Verwendungen oder Verwendungen Studiengänge „zugeordnet“ (es gibt auch immer Ausnahmen oder Sonderfälle, aber der Regelfall ist wie beschrieben).

BWL Studenten werden beispielsweise häufig in den Bereichen Logistik, Transport oder Personal eingesetzt, Offiziere mit technischen Studiengängen gehen in der Regel auch in eine Verwendung als Techniker oder auch als Pilot und Pädagogen haben oftmals eine Verwendung, die etwas mit Ausbildung oder Lehre zu tun hat. Dies sind nur Beispiele, um einen grundsätzlichen Zusammenhang deutlich zu machen. Andere Fälle gibt es natürlich auch.

Nun wollte ich damals unbedingt zur Luftwaffe; ich fand sowohl die Uniform schön :-), mich beeindruckten aber auch einfach die Flugzeuge und die Demonstration von Luftmacht! Allein einen Jet fliegen zu sehen hat eine wahnsinnige Aura und Wirkung auf mich, die Vorstellung, dass die Luftwaffe über fliegende Intensivstationen verfügt, fand ich schon damals sehr beeindruckend und Hubschrauber sind sowieso einfach cool, auch wenn es die nicht nur bei der Luftwaffe gibt. Da mir aber allein schon auf jedem Kirmesgerät schlecht wird und ich selbst nicht unbedingt gerne in einem Flugzeug sitze, war das Thema selbst fliegen bei der Luftwaffe nie ein Thema für mich.

Ich wollte also bei der Luftwaffe etwas „Militärisches“ machen, also etwas mit viel draußen sein, mit kämpfen und mit durchschlagen, mit dreckig sein, durch den Schlamm kriechen usw. :-). Ich muss selbst lachen, wenn ich diese Zeilen schreibe, aber um ehrlich zu sein war das damals mit jungen 18 Jahren meine Vorstellung von und meine Assoziation mit Bundeswehr. Natürlich habe ich heute eine deutlich differenziertere Meinung und Auffassung von Bundeswehr.

Kurz um kam ich gemeinsam mit dem damaligen „Einplaner“ in Köln damals noch bei der OPZ (Offizierbewerberprüfzentrale), heute Assessmentcenter für Führungskräfte (ACFü) dazu, dass Objektschutz bei der Luftwaffe eine ziemlich gute Wahl für mich wäre (auch im Rückblick war es genau das Richtige für mich). Mit einer Verwendung beim Objektschutz wurde unter anderem ein Pädagogikstudium angeboten, für welches ich mich dann auch entschied. Ich konnte mich grundsätzlich gut mit Pädagogik anfreunden und identifizieren, für mich stand aber nie das Studium im Vordergrund, sondern eben die Verwendung als Offizier. Im Übrigen habe ich tatsächlich nichts mit Kindererziehung studiert, sondern meine Schwerpunkte lagen im Bereich betriebliche Ausbildung, Personalmanagement und Wirtschaftspsychologie. Zivil hätte ich sicher nicht Pädagogik studiert. Ich glaube in einem anderen beruflichen Werdegang wäre ich Tierärztin geworden.

Am Ende des Tages ist aber das Studium meiner Meinung nach nicht ausschlaggebend für uns als militärische Führer. Die Studienzeit waren wahnsinnig tolle 4 Jahre in Hamburg, wozu es noch einen separaten Artikel geben wird, aber ein Offizier wird nicht durch sein Studium zu einem guten oder schlechten Offizier, es bietet lediglich den fachlichen Hintergrund für bestimmte Verwendungen und ermöglicht einen Blick über den Tellerrand. Der Truppenoffizier ist in aller erster Linie militärischer Führer und Vorgesetzter, so ist auch seine Laufbahn aufgebaut. Meiner Meinung nach wird derjenige, der ausschließlich des Studiums wegen oder nur um Pilot zu werden zur Bundeswehr geht niemals ein guter Offizier.

Entscheidend für diese Laufbahn ist in meinen Augen in erster Linie der Wille Verantwortung zu übernehmen, andere Menschen führen zu wollen, Lernbereitschaft und Kritikfähigkeit zu zeigen, der Wille vor und für andere Menschen einzustehen, die Bereitschaft sich aufzuopfern und auch durch unangenehme Situationen gehen zu wollen. Eine gewisse Hingabe für seinen Beruf, sich dabei selbst nicht als Mittelpunkt des Universums zu sehen sowie ein gewisses Maß an Pragmatismus, da unser System schon genug verbürokratisiert ist und vor allen Dingen gesunder Menschenverstand und das Herz am richtigen Fleck sind aus meiner Sicht wesentliche Charaktereigenschaften!

Im Übrigen kommt meiner Meinung nach niemand als „Der Offizier“ oder „Der Soldat“ auf die Welt. Jeder Mensch entwickelt sich im Laufe seiner beruflichen Karriere, so natürlich auch der angehende Offizier, der häufig recht jung und sehr früh in Führungspositionen kommt und damit früh und schnell Verantwortung zu übernehmen hat. Es wäre ja auch schlimm, wenn das nicht so wäre. Meine Vorstellungen und Ansichten waren mit 19 Jahren natürlich auch andere, als heute und natürlich hat mich die Bundeswehr, die Menschen in der Bundeswehr, meine Verwendungen in der Bundeswehr geprägt und zu dem militärischen Führer gemacht, der ich momentan bin. Ich sage bewusste momentan, da wir uns in einem ständigen Lernprozess befinden und ich finde es ganz wichtig, dass man für Weiterentwicklung stets offen bleibt, egal wie viele Dienstjahre man schon hat, denn alles andere bedeutet Stagnation für sich selbst und die Organisation.

Ich selbst kann und möchte ein paar Einblicke in meinen Werdegang geben, aber Beratung sollten die machen, die es täglich machen und auf dem neuesten Stand sind. Es gibt noch so viele weitere tolle Möglichkeiten seinen Beitrag innerhalb der Bundeswehr zu leisten, ich selber habe mich für diesen Weg entschieden, Freunde und Kameraden von mir haben sich aus guten Gründen für eine Feldwebellaufbahn, eine Laufbahn als Offizier ohne Studium oder auch für die Laufbahn der Mannschaften entschieden, was ebenso gut wie spannend ist! Für mich war und ist dies der richtige Weg.

Für weitere Infos empfehle ich die Internetseite Karriere bei der Bundeswehr (bundeswehrkarriere.de). Ihr könnt auch immer gut ein Karrierecenter oder ein Karriereberatungsbüro aufsuchen, um euch hier zu informieren bzw. beraten zu lassen. In der Regel haben größere Städte ein Karriereberatungsbüro, oftmals gut zugänglich in den Innenstädten oder im stadtnahem Bereich. Dies ist eine gute Anlaufstelle, um erste und weiterführenden Infos zu bekommen. Ein persönliches oder telefonisches Beratungsgespräch ist sicherlich auch immer sinnvoll oder auch ein Praktikum bei der Bundeswehr.

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